Die Queen of Sheba lädt zum Rendezvous mit Adele

Im ausverkauften Parktheater zog das musikalische Aushängeschild des Begegnungslandes Lech-Wertach beim „7. Orchesterfest im Musentempel“ alle Register seines stilistisch umfangreichen Repertoires: von Barock bis zur Popmusik, seit zehn Jahren kongenial arrangiert von Felix Linsmeier aus Bobingen, von Beginn an Mitglied des Orchesters, mittlerweile Dramaturg am Staatstheater Kassel.

Wieder einmal brillierte das Orchester mit seinen hochbegabten Musikerinnen und Musikern: Solisten der Bayerischen Brass-Band-Akademie, Konzertmeisterinnen des Münchner und Wiener Musik-Hochschulorchesters, dem Weltmeister des Bayerischen Akkordeonorchesters, der Kaufbeurer Tänzelfest-Knabenkapelle, der int. Brassband Backblech, 1. Preisträgern bei „Jugend musiziert“ und hochengagierten Sängern und Instrumentalistinnen der Region. Welch große Freude ihnen allen das gemeinsame Musizieren macht, wird spätestens dann klar, wenn Wolfgang Scherer die Bühne betritt und von den jungen Leuten angestrahlt wird.

Wolfgang Scherer (70) leitet seit über 50 Jahren Jugend- und Amateurorchester und versteht es mit seinem „Credo“, an unterhaltsame, epochenübergreifende Konzertprogramme sein Publikum in ausverkauften Konzertsälen mitzureißen.

Ein wahrlich königlicher Auftakt: Der „Triumphmarsch“ aus Aida mit den Aitinger Alphornbläsern, gefolgt vom „Einzug der Königin von Saba“, zelebriert vom großen Orchester.
Ida König brillierte bei Telemanns Konzert D-Dur auf ihrer Bachtrompete und leitete über zum „Traumkonzert“, Klavierhit der 60er Jahre von Werner Tautz, dem viele Zuhörer nachlauschen.

„Dieses jährliche Highlight im Parktheaterprogramm versäumen wir nie!“, schwärmt ein gereifteres Ehepaar in der Pause.

Brahms Scherzo c-Moll für Violine und Klavier, innig vermittelt in bravourös, virtuoser Hingabe von Lisa Maria Günther und Michael Göppel, reflektierte, dass hier zwei große Nachwuchskünstler am Werk sind, beide mit höchsten internationalen Weihen ausgezeichnet. Rauschender Beifall für zwei Gründungsmitglieder des Orchesters!

Mit dem Dirigenten am 1. Geigenpult und Philipp Oberparleiter, Akkordeon, erklingen Tango- und Puszta-Klänge. Da funkeln die Geigen und schmilzt das virtuos bezaubernde Akkordeon in charmanten Klängen dahin.

Danach folgt Luisa Mayr mit dem ersten Pophighlight des Programms: „Can´t Fight the Moonlight“ aus dem Film „Coyote Ugly“. Luisa, „ein Energiebündel mit Suchtfaktor“ (Münchner Merkur), reißt Jung und Alt von den Sitzen und verschmilzt mit dem gerade noch Belcanto-begleitetenden Orchester zu einer pulsierenden Einheit. Attacca gefolgt vom durch den Raum schießenden Superhelden Batman, dessen Titelmusik im leuchtenden Farbenmeer Filmvisionen erzeugt.

Mit dem sinfonischen „Laridah-Marsch“ des Augsburger Max Hempel (+ 1959) gings quasi im Gleichschritt in die Pause.

Auch im zweiten Teil des Konzerts bewies das LechWertach-Orchester seine Vielseitigkeit, weiterhin heiter und kenntnisreich verbunden von Monika Scherer in ihrer Moderation. Angesichts der außergewöhnlich hoch talentierten Orchestermitglieder schickte Monika Scherer einen Dank an alle Eltern, die sich der großen Herausforderung stellen, die Begabung ihrer Kinder entdecken, zulassen und nach Kräften fördern. Der langanhaltende Applaus des Publikums unterstrich ihre Worte.

Nach dem Marsch „Unter dem Grillenbanner“, ein Ohrwurm aus den 1870er Jahren, erklang Josef Haubers so gerne gehörter „Kleiner Lechwalzer“, ein Genuss für Ohren und Augen, dank des passend dazu abgespielten Lechfilms des Königsbrunner Videoclubs.

Die Brassgruppe „Backblech“ und das „Günther-Kammermusiktrio“ aus Türkheim sind in ihrer über Jahre zur Konzertreife gewachsenen Perfektion höchst überzeugende Protagonisten ihres Genres. Felix Linsmeiers Arrangements verzauberten ebenso wie Jacques Widerkehrs Trio.

Höhepunkte des von Witz und Spielfreude gespickten Programms sind auch zwei Hits, die von Interpreten und bereits hoch ausgezeichneten jungen Meisterinnen der Popkultur in verschmelzender Einheit mit dem 45 Personen starken Orchester, in perfekter Darbietung überraschen: Angelina Schneider streute Gänsehautfeeling mit „Skyfall“ und Denise Ihler sang bewegend „One Moment in Time“ als Hymne auf Whitney Houston.

Wenn der Vorstand des „Vereins zur Förderung junger Talente“, Bürgermeister Andreas Scharf aus Graben, zehn Jahre intensive, professionell geprägte Orchesterarbeit mit caritativer Intension (Benefizkonzerte, u. a. an der Charité Berlin, in Einrichtungen der Jugenderziehung in Hamburg und Köln sowie u. a. am Uniklinikum Augsburg) lobt, sind alle mit einbezogen: Ideengeber und Mentor Wolfgang Scherer und sein, immer wieder durch junge Talente aufgefrischter , lebendiger Orchesterapparat, der seinesgleichen in der Region sucht. Aber auch der aktiv unterstützende Träger sowie wohlwollende Sponsoren im gemeinsam besungenen „schönsten Land dieser Zeit“. Der Vorstand des Begegnungslandes, Bürgermeister Franz Feigl, und dessen Geschäftsführer Raphael Morhard sangen kräftig mit.
(Johannes Rinck)

Fotos: Andreas Eser

Weitere Beiträge